Grand Prix Finale auf der Wasserkuppe

Weltmeisterschaft im Segelflug zum Jubiläum/ Sportlicher Leckerbissen in der hohen Rhön/ 100- Jahre Segelflug auf der Wasserkuppe
Von Lothar Schwark

„Segelflug pur“ wird zahlreichen Luftsportfreunden im Jahr 2011 in der hohen Rhön geboten. Zum Jubiläum „ hundert Jahre Segelflug auf der Wasserkuppe“ findet erstmals in Deutschland ein Grand Prix Finale mit packenden Luftrennen statt. Für die „ Gesellschaft zur Förderung des Segelflugs auf der Wasserkuppe“ (GFS) ist dies eine hohe Auszeichnung, dass sie von der IGC mit der Austragung des Publikumswirksamen Segelflug-Events beauftragt wurde. Ebenso ist dies gleichzeitig eine hohe Auszeichnung für den DAeC.

Überschaubar und mit verständlicher Wertungsformel wird vom 23.- 30. Juli das bereits vierte Grand Prix Finale Mitbürgern und Segelflugfans aufschlussreiche Einblicke – bei spannenden Luftrennen im Herzen Europas präsentieren. Als Wiege des Segelflugsports steht der Traditionsberg Wasserkuppe vor einer weiteren Herausforderung in seiner Geschichte.

Ausziehen, laufen, los hieß es beim Rhönwettbewerb 1937 der später als erste Segelflug-WM anerkannt wurde. Der Deutsche Heini Dittmar wurde somit ersten Segelflugweltmeister in der Geschichte des Segelflugs. Schon vor dem zweiten Weltkrieg waren Rhönwettbewerbe international beachtete Ereignisse die mit Streckenflügen von über 500 Km in gerader Strecke damals große Beachtung fanden.

Mittlerweile hat sich auf der 950 Meter hoch gelegenen Wasserkuppe viel getan. Auf dem höchsten Berg Hessens erhielten nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 die Flieger wieder ein großes Stück Freiheit am Himmel zurück. Die bremsende ADIZ wurde von den Flugkarten gefegt, Streckenflüge in östliche Regionen waren endlich wieder möglich. Damit dass Grand Prix Finale vom Erfolg gekrönt wird laufen Vorbereitungen derzeit auf Hochtouren. Derzeit gehören zum Kern- Organisationsteam folgende Personen: Allgemeine Organisation (General Manager) Bernd Burkhart. Für Abläufe (Flugbetrieb/Bodenorganisation ist Harald Jörges (Leiter der Flugschule auf der Wasserkuppe) verantwortlich. Von der GFS (Dachverband der segelflugsporttreibenden Vereine) vertritt Dr. Manfred Neidert die Wasserkuppe. Von der DAeC/Buko (Bundeskommission Segelflug) ist Mike Köster dabei. As erfahrener WM-Pilot und Wettbewerbsleiter mehreren Deutschen Meisterschaften wird Hanno Obermayer als Competition Direktor dabei sein. Von der IGC wird noch ein Steward und eine Referee dazu kommen. Voraussichtlich sind dies Brian Spreckley und Roland Stuck aus Frankreich.

Chancen den Segelflug auf der Wasserkuppe gut darzustellen stehen dabei gut. Denn im Umfeld von Frankfurt und Fulda ist der 950 Meter hohe Berg ein echter Besuchermagnet. Das Bioshären – Reservat Rhön ist zugleich ein Paradies für Wanderer, die bei gutem Wetter einen brillanten Blick weit ins Land genießen können.

Drei Grand Prix Finale in St. Auban/Frankreich 2005, Omarama/Neuseeland 2007 und Santiago de Chile/2010 fanden nahezu ausschließlich im Hochgebirge statt. In der Rhön müssen sich die Luftsportler aufs abgerundete Mittelgebirge umstellen, das vor Urzeit durch Vulkantätigkeit entstand.

Wenn die gefürchtete „Knofe“ ausbleibt (Nebel auf der Kuppe) sind starke Aufwinde über der Rhön zu erwarten. Bei passendem Wind dazu gute Hangflugmöglichkeiten. Also der richtige Mix, damit die 20 besten Thermikjäger der Welt zu Luftrennen über Hessen, Bayern und Thüringen abheben können.

Publikumswirksam soll das ganze sein, um Betrachter die mit dem Segelflug nicht bewandert sind einfache und klare Regeln anzubieten. Nach dem Regattastart ist üblicherweise der erste Pilot der durchs Ziel schwebt sogleich der Tagessieger. Mit Flugwegeverfolgungs- Systemen kann das Wettrennen am Himmel klar verfolgt werden. Bordkameras präsentieren Piloten in Echtzeit, um ihre Gesichtszüge bei Sekundenentscheidungen wiederzugeben. Damit wird für den Zuschauer ein Spannungsbogen aufgebaut. Als Moderatoren haben die Organisatoren Frauenweltmeisterin Susanne Schödel (15-Meter Klasse) und Karl Senne gewonnen. Senne hat als ehemaliger Moderator des Sportstudios schon die Segelflug-WM Paderborn 1981 den Fernsehzuschauern live nahegebracht. Vor Ort wird er mit seiner Segelfliegerischen Erfahrung das ganze rund und spannend kommentieren.

Mit dem Grand Prix Finale will man das Interesse der Medien gewinnen, um in Funk und Fernsehen eine exzellente Berichterstattung zu erhalten. Mit zeitnahen Präsentationen wird der laufende Grand Prix spannend im Internet zu verfolgen sein.

Nach den Grand Prix Finalen in Frankreich, Neuseeland und Chile blicken die Segelflugnationen nun interessiert in Richtung Rhön und die Mitte Europas. Kulturell hat die Umgebung der Rhön mit Geschichtsträchtigen Gebäuden in Eisenach (Burg), dem Schloss in Würzburg oder der Hochschul- Barock- und Bischofsstadt Fulda manches Schmankerl zu bieten.

Im Mai 2011 finden weitere fünf Ausscheidungsrennen in St. Auban (Frankreich), Ghimbav- Brasov (Rumänien), La Cerdanya (Spanien), Nummela (Finnland) und Calcinate del Pesce (Italien) statt.

Wer auf der Wasserkuppe an den Start ist so erst nach dem 05. Juni 2011 klar. Als dreimaliger Grand Prix Gewinner wird Überflieger Sebastian Kawa als großer Favorit eingestuft. Mit der SZD 56 Diana dominierte er stehst klar. Auf eine Revanche wird Hahnweidepilot Mario Kießling brennen, der sich beim Grand Prix in Samedan bereits für die Rhön qualifizierte. Mit Uli Schwenk ist ein weiterer Deutscher Spitzenpiloten gesetzt. Auch Schwenk musste sich beim Finale2007 in Omarama dem Polen Kawa knapp geschlagen geben. Im Mutterland des Segelflugs will er versuchen die Tabellenspitze zu erobern. Seine Menschliche Ausstrahlung macht Schwenk für die Medien interessant. Die Verbreitungsorgane möchten ihren Nutzern die teilnehmenden WM-Piloten unterhaltsam nahe bringen.

Hier kann der Segelflug sicherlich noch von Sportübertragungen im Fernsehen lernen. „Wie war der Sprung“ beantwortet etwa Skispringer Martin Schmidt bei Live Reportagen mit viel Geduld, wenn’s auch nicht gut lief. Hier sind jetzt die Spitzenpiloten gefragt, sofort nach der Landung auf der Wasserkuppe der Presse Rede und Antwort zu stehen. Neben dem Sport steht der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen im Fokus, die dem interessierten Publikum nahegebracht werden sollen.

Ansonsten haben sich die Organisatoren vom 22.Juli bis 31.Juli ein tolles Rahmenprogramm einfallen lassen. Über 25 Oldtimer vom Vintage Glider Club wird die Geschichte des Segelfluges am Geschichtsträchtigen ORT gut wiedergeben. Dazu sind die Oldtimer für Besucher ein echter Blickfang auf der Wasserkuppe. Mit dem Tag der Hersteller werden Deutschen Segelflugfirmen ihre Produkte vorstellen. Es lohnt sich also auf der Wasserkuppe vorbeizuschauen um damit dem Grand Prix Finale zu einen akzeptieren Verlauf zu verhelfen. So sollte man schon einmal etwas Urlaub für diese Zeit einplanen.