Im Juli heben die besten Aufwindjäger der Welt beim Grand Prix Finale auf der Wasserkuppe ab/ Besucher können hautnah rasante Luftrennen erleben/ Großes Rahmenprogramm geplant/ Segelflughersteller präsentieren ihre Superorchideen
Von Lothar Schwark
Auch heute noch ist die Wasserkuppe als Geburtsstätte des Segelflugs ein weltweiter Begriff unter Segelfliegern. Aktuell dokumentiert dies die Sonderbriefmarke „Segelflug auf der Wasserkuppe“ die an erste Flugversuche mit Gleitflugzeugen vor 100 Jahre erinnert. Bis 1939 fanden auf dem 950 Meter hohen Berg mehrere bedeutende Rhönwettbewerbe statt. Der erste Internationale Rhönwettbewerb 1937 wurde nachträglich als erste Weltmeisterschaft der Segelfluggeschichte anerkannt. Der Deutsche Heini Dittmar somit erster Weltmeister der Segelflieger. Früher wurden Segelflugzeuge mit Gummiseilen in den Hangaufwind gestartet. Ausziehen – laufen- los- lautete das Kommando für Laufmannschaften, die mit vereinten Kräften den Hang hinab stürmten.
Heute hat sich der Segelflug kräftig gewandelt.
Gestartet wir an modernen Seilwinden, oder hinter bärenstarken Motorflugzeugen. Die neue Generation der Segelflugzeuge verfügt teilweise über einen Motor zum Eigenstart. Der Propeller wird in der ersten Thermik in den engen Rumpf eingeklappt. Das Spiel „ Allein mit Wind und Wolken“ kann beginnen. Moderne Faserverbundstoffe machen heute Bauformen möglich, die Segelflugzeuge zu formschönen und aerodynamisch hochwertigen Luftrenner verwandeln. Als ältester und mit der größten Segelflughersteller der Welt, fertigt die Firma Alexander Schleicher in Poppenhausen solche Fliegerträume. Erst jüngst entschlüpfte mit der ASH-30 eine neue Hochleistungsorchidee den Bauformen. Mit diesem Supervogel der Offenen Klasse will man in neue Dimensionen des Segelflugs vorstoßen. Als Erfolgsmodelle werden bei Schleicher ferner die ASG-29 und ASW-27B gefertigt. In der 15-Meter Version sind diese eleganten Luftrenner bis zu 270 km/h schnell. Bei guter Thermik erreichen Piloten über Flugstrecken jenseits der 500 km Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 130 km/h und mehr. Der Supersprit ist aus der Kraft der Sonne, Hangaufwinden oder schwingenden Luftwogen zusammengesetzt. Unglaubliche 3008 km ohne Zwischenlandung legte der Deutsche Weltrekordflieger Klaus Ohlmann zwischen 6000- 9000 Meter in den tragenden Wellen der Argentinischen Anden zurück. Für Europäische Verhältnisse undenkbare Verhältnisse.
Vom 23.- 30. Juli 2011 wird der Wettbewerbssegelflug auf der Wasserkuppe erneut einen Glanzpunkt erleben.
Beim Grand Prix Finale, das den Status einer Segelflugweltmeisterschaft besitzt, werden die besten 20 qualifizierten Piloten der Welt an den von der die IGC (International Gliding Commission) übertragenen Luftrennen teilnehmen. Bei traditionellen Meisterschaften ist der Tagessieger bei Zielüberflügen nicht sofort erkennbar. Ganz anders beim Grand Prix Finale ,wo die Luftsportler beim Regattastart gemeinsam auf die Luftreise gehen. Hier siegt, wer als erstes die Ziellinie überfliegt, sofern sein Logger und Beurkundungssystem die Umrundungen der Wendepunkte klar bestätigt. Zuschauer werden mit einem Flugwegverfolgungssystem live die Luftrennen auf einem großen Bildschirm verfolgen können. Bordkameras die Gesichtsausdrücke der Piloten bei den fordernden Luftrennen wiedergeben. Mit Karl Senne, der lange Jahre das „aktuelle Sportstudio“ moderierte steht ein erfahrener Segelflieger und Moderator bereit, um Besuchern die Luftrennen anschaulich zu erläutern. Segelflugweltmeisterin Susanne Schödel (15-Meter Klasse) wird desgleichen ihre Eindrücke, die sie beim Wettbewerbsfliegen empfindet, leicht verständlich den Segelflug- Fans nahebringen.
Im Mai 2011 finden noch fünf Ausscheidungsrennen zum Grand Prix Finale in St. Auban (Frankreich), Ghimbav- Brasov (Rumänien), La Cerdanya (Spanien), Nummela (Finnland) und Calcinate del Pesce (Italien) statt. Ab 05. Juni 2011 steht die endgültige Starterliste der weltbesten Thermikjäger fest.
Damit dass Grand Prix Finale zur runden Sache wird hat sich mittlerweile eine Kernmannschaft gebildet, die Ideen und Ablauf zum bevorstehenden Publikumswirksamen Event entwirft.
Dies sind: Allgemeine Organisation (General Manager) Bernd Burkhart. Für Abläufe (Flugbetrieb/Bodenorganisation ist Harald Jörges (Leiter der Flugschule auf der Wasserkuppe) verantwortlich. Von der GFS (Dachverband der segelflugsporttreibenden Vereine) vertritt Dr. Manfred Neidert die Wasserkuppe. Mike Köster ist von der DAeC/Buko (Bundeskommission Segelflug) dabei. As erfahrener WM-Pilot und Wettbewerbsleiter mehrerer Deutschen Meisterschaften wirkt Hanno Obermayer als Competition Direktor mit. Von der IGC wird noch ein Steward und eine Referee dazu kommen. Voraussichtlich sind dies Brian Spreckley (GB) und Roland Stuck aus Frankreich.
Neben dem sportlichen Ablauf wird Besuchern der Wasserkuppe ein ansprechendes Rahmenprogramm geboten.
So werden ca. 25 Oldtimer vom Vintage Glider Club auf dem Traditionsberg des Deutschen Segelflugs die spannende Segelfluggeschichte nachvollziehbar aufleben lassen. Echte Juwelen der Zeitgeschichte werden hier nochmals den Himmel der Rhön erobern. Mit einem Tag der Hersteller stellen Deutschlands Segelflughersteller ihre hochwertigen und Leistungsfähigen Produkte vor. Das Segelflugmuseum auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe ist dabei immer einen Besuch wert. Wenn die gefürchtete „Knofe“ ausbleibt (Nebel auf der Kuppe) sind starke Aufwinde über der Rhön zu erwarten. Bei passendem Wind gute Hangflugmöglichkeiten. Also der richtige Mix um zu Luftrennen über Hessen, Bayern und Thüringen abzuheben.